Liebes Tagebuch,
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich stehe noch total unter Strom, denn heute Morgen hatte ich mein Bewerbungsgespräch in der tollen Kanzlei, von der ich dir erzählt habe! Ich glaube, ich muss das alles erstmal festhalten, damit ich mich ein wenig beruhige. Und wer weiß, vielleicht liest das hier ja mal jemand, der oder die auch kurz vor dem ersten Bewerbungsgespräch steht. Und dann kann ich nur sagen: Du packst das!
Die Aufregung war groß!
Ich habe letzte Nacht vor Aufregung kaum schlafen können und bin immer wieder meine Notizen durchgegangen. Mit Mama habe ich am Abend davor nochmal das Gespräch geübt. Sie hat Elke (meine eventuelle Ausbilderin) gespielt und ich war natürlich ich selbst. Mama meinte, ich habe das richtig souverän gemacht, aber das muss sie schließlich auch sagen als meine Mama. Und mit ihr ist es natürlich auch viel einfacher.
Mein Outfit hatte ich auch schon rausgelegt: eine schlichte Jeans mit Bundfalte und meine Lieblingsbluse. Darin habe ich mich schick, aber auch wohl gefühlt!
Papa hat mir heute Morgen dann mein Lieblingsfrühstück gemacht (Pancakes mit Banane und Schoko) aber ich habe kaum etwas runterbekommen. Ich konnte es kaum erwarten, dass es endlich so weit ist. Gegen 10 Uhr bin ich dann in die Stadt geradelt und habe noch kurz bei Selma durchs Bürofenster geguckt, aber sie leider nicht gesehen. Es ist wirklich nur ein Katzensprung bis zu der Kanzlei. Wie cool wäre es, wenn wir so nah beieinander arbeiten würden?
Das Bewerbungsgespräch – eine Achterbahn der Gefühle
Tja, und dann stand ich auch schon vor der Eingangstüre. Ich habe so gezittert und hab nur gehofft, dass man mir meine Nervosität nicht anmerkt. Am Empfang saß ein total nettes Mädchen, das sofort wusste, wer ich bin. Sie hat mich dann in einen Raum begleitet, wo ich mich hinsetzen konnte. Sie meinte „Elke“ ist gerade noch in einem Termin mit Mandanten aber kommt sofort. Die Atmosphäre war super entspannt, ich wurde sofort geduzt und ich hatte den Eindruck, dass der Umgangston im Team auch sonst sehr entspannt ist. Das hat mir so viel Druck genommen!
Ich musste nicht lange warten, dann kam Elke schon. Im ersten Moment war ich verwirrt. Ich hatte ein Foto von ihr auf der Website gesehen, aber in echt wirkte sie noch viel freundlicher und jünger. Was mir als erstes aufgefallen ist: ihr cooles Outfit.
Sie hat mich herzlichst begrüßt und mir die Hand gegeben. Und dann ging es auch schon los!
Elke war superfreundlich und hat immer wieder betont, dass ich keine Angst haben müsse. Das Gespräch war dann auch eher wie ein gegenseitiges Kennenlernen, genau wie Mama gesagt hat.
Ganz viele der Fragen, die ich mit Mama geübt habe, hat Elke mir auch gestellt. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich nicht perfekt antworten muss. Das hat mir geholfen mich zu entspannen und ich konnte viel spontaner und authentischer auf ihre Fragen eingehen.
Elke war auch viel mehr an meiner Person als an meinen Erfahrungen interessiert. Sie wollte wissen, womit ich meine Freizeit verbringe, wie für mich die Schule war und warum ich mich gegen ein Studium entschieden habe. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass es ein klassisches Interview war, denn Elke hat auch viele meiner Erfahrungen geteilt und ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Ihr ging es nach der Schule ähnlich: erstmal große Überforderung. Aber dann sagte sie: „Und schau mich jetzt an, ich habe meine eigene Kanzlei!“. Kurz habe ich mich in 20 Jahren gesehen: Steuerberaterin Hannah mit ihrer eigenen Kanzlei. In dem Moment habe ich gemerkt, dass ich mir diesen Beruf richtig gut vorstellen kann.
Ich erinnere mich nicht mehr an alle Fragen, aber das wurde mich u. a. gefragt:
- Warum ich mich für die Ausbildung zur Steuerfachangestellten entschieden habe
- Wie ich auf die Kanzlei gekommen bin
- Was mich an Zahlen und Organisation reizt
- Wie mein Schulpraktikum war und was ich dort gelernt habe
- Ob ich schon mal im Team gearbeitet habe (z. B. in der Schule oder privat)
- Wie ich mit Stress oder mehreren Aufgaben gleichzeitig umgehe
Und dann habe ich natürlich auch Papas Ratschlag befolgt und selbst Fragen gestellt. Das war kein Problem, denn Elke hat mich aktiv dazu aufgefordert.
Ich habe dann gefragt:
- Wie die Einarbeitung abläuft
- Welche Aufgaben ich als Azubi direkt übernehmen kann
- Wie das Team zusammengesetzt ist und wie die Zusammenarbeit läuft
Elke hat mich sogar für meine Fragen gelobt: „Man merkt, dass du dir Gedanken gemacht hast.“. Das hat mich sooo gefreut!
Und was passiert jetzt?
Das Beste kommt erst noch! Am Ende des Gesprächs hat Elke mir den weiteren Ablauf erklärt. Sie meinte, sie würden sich spätestens bis Ende der Woche bei mir melden aber, und jetzt zitiere ich sie, „ich sag mal so: die Chancen stehen gut.“
OH MEIN GOTT! Ich will mich natürlich nicht zu früh freuen, aber allein diese Aussage hat mich so glücklich gemacht! Als sie mir die Hand zum Abschied geschüttelt hat, meinte sie, dass ich einen sehr sympathischen Eindruck mache und sie sich gut vorstellen kann, dass man mit mir gut zusammenarbeiten kann. Wow, ich bin immer noch sprachlos!
Mein Fazit nach dem Vorstellungsgespräch:
Jetzt heißt es: abwarten und Daumen drücken! Ich bin auf jeden Fall total stolz, dass ich mich getraut habe – und egal wie’s ausgeht: Diese Erfahrung ist für sich schon so wertvoll.
📌 Meine Top 3 Tipps für alle, die auch bald ein Bewerbungsgespräch haben:
- Sei du selbst. Fragen üben kann helfen aber am Ende kommt authentisch sein immer am besten an.
- Bereite dich gut vor. Dann fühlst du dich sicherer – und das merkt man auch.
- Fragen stellen! Zeig Interesse und hilf dir selbst bei der Entscheidung.
Ich bin gleich mit Selma verabredet, dann muss ich ihr erstmal alles erzählen. Ich freue mich so!
Sobald sich die Kanzlei meldet, bist du natürlich die erste, die es erfährt!
Bis dahin,
deine Hannah